PR-Geschichte Nr. 7:

Wie wird man „geboostert“ wieder los?

Auf ein­mal sind sie da, die Wörter und ver­brei­ten sich ähn­lich schnell wie das Corona-Virus. Wie aus dem Nichts tauch­te im letz­ten Bundestagswahlkampf das Wort Triell statt Duell auf und alle wuss­ten Bescheid. Wirklich? Der Begriff kommt näm­lich aus dem Schießsport. Statt sich zu duel­lie­ren, schie­ßen dabei drei Leute auf­ein­an­der. Ist ein Triell oder tri­el­lie­ren jetzt nur den obe­ren Politikerinnen und Politkern vor­be­hal­ten oder gilt das ab jetzt für alle Wortgefechte mit drei Personen? Und müss­te sich dann nicht, wer sich zuvor tri­el­liert hat nach der Wahl auch pro­fi­lie­ren? Habe nur ich das Gefühl, dass wir gar kei­nen Kanzler Olaf Scholz haben? Angela Merkel hat­te den gro­ßen Pluspunkt, dass alle Welt sie lob­te. Das schärf­te ihr Profil. Welche Masche ver­folgt der Spin-Doctor von Olaf Scholz? Das mit der Outdoorregenjacke bei der Flutkatastrophe war schon ganz gut, aber ich fin­de, die PR-Maschinerie der Regierungspartei soll­te sich lang­sam etwas Neues ein­fal­len las­sen. Ich warte.

Aber eigent­lich ging es ja ums Boostern. Das ist jetzt in der Welt und meint die aktu­ell drit­te Auffrischungsimpfung gegen SARS-CoV‑2, wei­te­re wer­den fol­gen. Das neu­deut­sche Wort ist ein Lehnwort vom Englischen „to boost“ und kommt eher nicht von „boo­ster“, was Verstärker heißt. Diese Erkenntnis ist auch nicht auf mei­nem Mist gewach­sen. Das habe ich in einem Leserbrief in der Rheinischen Post gele­sen. Und der geht gera­de völ­lig unter, was scha­de ist, ein­fach weil der Leserbriefschreiber Recht hat. Recht haben heißt aber noch lan­ge nicht auch Recht bekom­men. Die Rheinische Post hält wider bes­se­ren Wissens am Wörtchen „geboo­stert“ fest. Dabei könn­te sie sich mit der rich­ti­gen neu­deut­schen Form „geboo­stet“ sehr gut pro­fi­lie­ren. Klingt doch auch ganz pri­ma: Ich bin geboostet.

Vielleicht fin­den wir das mit dem Boostern so plau­si­bel, weil vie­le davon aus­ge­hen, dass der männ­li­che Pilger ein Pilgerer ist. Möglicherweise möch­te man mit der Verdoppelung von „er“ die Mühsal des Jakobsweges bis nach Santiago de Compostela zum Ausdruck brin­gen. Dann wür­de ich auch für den Lehrerer plä­die­ren. Dumm ist nur, dass es gram­ma­tisch kor­rekt heißt: Ich bin nach Santiago gepil­gert. Mir schwant, geboo­stert bleibt.