PR-Geschichten Nr. 2
Bild von Foundry Co auf Pixabay
Der Verspätungsschal
Bis in die Tagesthemen hat er es gebracht, der gestreifte Verspätungsschal aus Bayern. 1,50 Meter ist er lang und das produktive Ergebnis von unproduktiver Wartezeit auf die Deutsche Bahn. Jeden Tag strickte die Pendlerin Claudia Weber (55) zwei Reihen: eine für den Hin- und eine für den Rückweg. Bei weniger als fünf Minuten Verspätung nahm sie graue, bei fünf bis 30 Minuten rosafarbene, ab einer halben Stunde Verspätung rote Wolle.
Ihre Tochter Sara postete den Schal und die Story dazu. Die Wirkung blieb nicht aus und die zum Strickgut gewordene verlorene Zeit wurde der Community zur Versteigerung angeboten. Und jetzt war die Deutsche Bahn ausnahmsweise mal auf Zack: Das Digital-Team der Bahn ersteigerte das sicher nicht mit Liebe gestrickte Teil für 7.550 Euro, was immerhin 50,33 Euro pro Centimeter sind. Den Erlös will Claudia Weber nicht für entgangene Lebensfreuden verprassen, sondern der Bahnhofsmission spenden. Das ist großherzig.
Die Übergabe des „Schandschals“ soll in der nächsten Woche erfolgen. Mein PR-Tipp ans Digital-Team der Bahn: Gebt das bunte Stück gleich an Bahnchef Richard Lutz weiter. Trägt er den Schal, beweist er einen gewissen Humor und wird darüber hinaus täglich daran erinnert, dass sich zügig etwas ändern sollte. Nicht schlecht wäre es sich den japanischen Schienenverkehr zum Vorbild zu nehmen. Sämtliche Shinkansen-Züge zusammen verspäten sich pro Tag weniger als fünf Minuten. Zum Stricken kommt da keiner.